" Ja ja... " brummte ich, aber lächelte ein wenig. So etwas zuzugeben, das mochte ich wirklich nicht gerne. Aber es gab Schlimmeres, das war mir vollkommen klar. Die Berührung an meiner Wange ließ mein Lächeln kaum merklich ein winziges Stück breiter werden.

Kichernd zog ich meine Hand nach einem weiteren Stupsen zurück. Woher kommen eigentlich diese Berührungsängste? Fragte ich leicht grinsend und überschlug meine Beine in der Luft.

Ich schluckte bei ihrer Frage, und spürte, wie mein Mund trocken wurde. " Tja... es ist sicher nichts Neues, dass ein Dämon keine Familie mehr hat. Allerdings schmerzte mich der Verlust furchtbar, als meine Familie ermordet wurde... selbst meine kleine Schwester haben sie nicht verschont... hinzu kamen negative Erfahrungen in der Menschenwelt, und irgendwann schwor ich mir, dass ich nie wieder so berührt werden will wie von meinen gefallenen Liebsten... es muss sich in mir ziemlich verankert haben. Hätte dir jetzt auch die Hand abreißen können, dafür, dass du mich berührst... " Meine Stimme klang ruhig und tonlos, während ich es vortrug. Ja, es tat weh. Und wirklich drüber hinweg war ich nicht. Doch das müsste ich ja nicht zeigen.

Aufmerksam hörte ich ihm zu. Du hast also auch jeden verloren, seltsame Gemeinsamkeit. Lachte ich schmerzlich. Nur aus Rache wandelte ich noch hier. Normalerweise hätte ich schon lange in der Hölle schmoren müssen, aber bevor mein Rachedurst nicht gelöscht ist, würde ich nicht in die Hölle verschwinden. Aber welchen Sinn hat es, sich so zu verschließen? Schadet einem doch eher nur selbst.

Als sie andeutete, dass sie ihre Familie ebenfalls als Sterbliche verloren hatte, sah ich sie an. " Das tut mir leid... wirklich... " Es war mein voller Ernst. Genauso ernst, wie die Tatsache, dass mich so gut wie niemand mehr berühren sollte. " Anfangs fiel es mir auch schwer, aber Dinge ändern sich. Bald war es eine Art zwanghafte Phobie, ich fühlte, als würde ich bei jeder Berührung meine Familie betrügen. Ich weiß nicht, ob sie das gewollt hätten, aber... Nein. Ich finde, es ist nicht mehr sonderlich mühsam. Und wenn du keine Bindungen hast, tut der Verlust auch nicht weh... " ratterte ich ein paar Informationen runter, faltete meine Hände.

Das muss dir nicht leid tun. Du bist ja nicht schuld das ich nur noch als Rachegeist existiere. Grinste ich schief, auch wenn es schmerzte darüber nachzudenken. Das muss doch aber echt einsam und langweilig sein. Meinte ich seufzend zu seiner Aussagen und schüttelte kurz meinen Kopf.

" Es tut mir trotzdem leid für dich... auch, wenn ich nicht weiß, ob du dein Schicksal eigentlich verdient hast " , Prüfend sah ich sie einige Sekunden an, ließ dann aber locker. " So langweilig ist es nicht... andere Menschen sind nicht alles im Leben. Zumal ich dich wohl trotzdem immer an der Backe habe. " Der letzte Satz war eher sarkastisch gemeint, was man auch am Ton entnehmen konnte.

Kichernd verschränkte ich die Arme. Ach komm, ich weiß das du mich nicht loswerden willst. Lachte ich voll Selbstüberzeugung auf und warf theatralisch meine Arme zur Seite.

" Ach ja?! " fragte ich mit herausforderndem Blick. Zumindest wäre es schön, keine Mordgedanken und Sexgelüste mehr angedreht zu bekommen... " Willst du denn lieber in der Hölle sein? " erkundigte ich mich bei ihr.

Sicher willst du das nicht. Du hast doch selbst gesagt, das du mich magst. Grinste ich. Das hatte er zwar nie, aber er hatte es angedeutet. Und Worte verdrehen hatte ich nunmal drauf. Wer will schon in die Hölle? Es soll nicht gerade schön sein. Aber da ich da hingehöre, muss ich wohl irgendwann dort hin. Meinte ich schulterzuckend.

" Und auch, wenn es dich deine Bewegungsfreiheit in dieser Welt kostet, willst du deine Rache erhalten? Wie konsequent. " Gut, was erwartete man schon von einem Rachegeist. Jedoch empfand ich es als wichtige Frage, besonders, da sie immer so sehr ihre Vergeltung erreichen wollte.

Sicher will ich das. Nur deshalb bin ich eigentlich noch hier. Diejenigen die mir alles genommen haben, letztlich sogar mein Leben, sollen leiden für ihre Taten. Meine Augen wurden kalt, ebenso wie meine Stimme, als ich davon sprach.

Mir lief ein Schauder über den Rücken, als sie davon erzählte. Sie war ein Rachegeist, durch und durch. Mir war klar, dass auch ich hätte so enden können, als unruhige Seele in einer Welt, die ich eigentlich längst hätte verlassen müssen. " Aber... du kannst ihnen nicht selbst dieses Leid zufügen, was sie verdient haben? " forschte ich vorsichtig nach.

Kurz schnaubte ich, brachte dann ein grausames Grinsen zustande. Mein Kopf füllte sich mit meinen Rachegedanken. Sicher würde ich sie gern eigenhändig quälen und zerfetzen, aber das ist mir nicht möglich. Aber die Rache durch einen anderen an ihnen, wird mir noch immer mehr Genugtuung und Frieden bringen, als würde ich gar nichts unternehmen. Säuselte ich kühl.

Wieder hörte ich ihr aufmerksam zu, sah sie dann etwas entsetzt an. " Ich glaube... Ich kann das nicht... diese Personen haben dich vielleicht gequält, und somit ihr Schicksal besiegelt, aber... das fällt aus meinen Möglichkeiten... " Es war nicht so, dass ich nie jemanden getötet hatte. Aber es war inzwischen wieder eine Weile her und hatte eigene Angelegenheiten umfasst. Und sie wollte sie sicher zuvor stundenlang in Höllenqualen gefoltert sehen, und DAS könnte ich nun wirklich nicht.