Ich musste anhand dieser Reaktion lächeln. Immerhin. Sonst bekomme ich immer was an den Kopf geworfen.Ja, aber nur, wenn du vorsichtig bist. Unsere Flügel sind empfindlich. Ich setzte mich so hin, dass er an die Flügel herankam und ich bequem saß.
Ich blickte mich um. Hier würde uns vermutlich so schnell keiner bemerken. Gut. Jetzt kam der schwierige Teil. Naru, bevor ich dir mein...kleines Geheimnis zeigen kann muss ich noch zwei Dinge wissen. Erstes: Weißt du, was gefallene Engel sind? Und Zweitens: Vertraust du mir?
Gut. Ich nahm seine Hand, sah mich noch einmal schnell um und zog meine Kapuze noch tiefer. ich musste mir diesen Ort merken, um wieder nach Hause zu kommen. Dann ging ich mit Naru mit. Hoffentlich hatte ich keinen enormen Fehler gemacht.
Ich legte einen Finger auf die Lippen. Hier vor allen anderen kann ich es dir nicht zeigen. Kennst du einen Ort, an dem uns niemand sieht?, fragte ich. Mein Plan war unüberlegt und gefährlich, doch ausnahmsweise war mir das egal. Naru war ein Kind und wusste höchstwahrscheinlich nicht, was es bedeutet, wenn ein Egel schwarze Flügel hatte. Hoffte ich mal.
Kurz kaute ich auf meiner Unterlippe. Mein Ausflug sollte unbemerkt bleiben und, wenn ich noch länger wegblieb würde es auffallen. Nach einigem Hin und Her seufzte ich auf. Keine Sorge, Naru. Ich gehe nicht weg. Ich lasse dich nicht alleine. Du wirst nie wieder alleine sein. Mir kam eine Idee. Auch wenn du mich nicht immer sehen wirst, werde ich da sein.
Ihr Menschen sagt euch viel zu selten, dass ihr euch wichtig seid. Na schön, wir mochten nicht besser sein, aber es war nun mal so. Ich sah zum Himmel empor. Ist das so schlimm. Weißt du, ich kann Regen wirklich nicht ausstehen.
Ich lächelte. Eine Mischung aus Freude und Erstaunen erfüllte mich. Zum einen war ich glücklich, weil ich jemandem neue Hoffnung hatte schenken können, zum anderen war diese Nähe und Fürsorge einfach ungewohnt. Nein, das wusste ich noch nicht. Aber du bist auch toll.
Ja schon, aber manchmal ist man gemein, ohne es zu merken. Ich verstehe auch nicht, was in Köpfen dieser Leute vor sich geht, aber sie haben alle, wenn du mich fragst, eine Schraube locker. Ein gefallener Engel hielt einem kleinen Menschenjungen eine Moralpredigt. Das sollte besser nie jemand erfahren, andernfalls war ich tot. Ich weiß, dass man oft denkt, andere wüssten es besser, als man selbst. Aber denk immer daran: es geht um dich und um dein Leben. Du entscheidest, was mit dir passiert. Hör nicht auf den Rest der Welt. mach einfach, was dir Freude bereitet. In geregeltem Maße versteht sich. Ich konnte selbst nicht glauben, was ich als nächstes sagte. Folge nicht deinem Kopf, sondern deinem Herz. Denn dein Herz kennt den Weg.
Es sollte ganz natürlich sein, andere so zu behandeln, oder nicht? Ich lächelte. Leute sagten so gut wie nie, dass sie mich mochten. Das mit der Chance ist schwer zu erklären. Es gibt unterschiedliche Arten. Manche tun anderen Leuten weh. Und manche sind sehr schwer. Aber, was wirklich zählt ist doch, was du in dir siehst. Alle anderen können dir am A...können dir egal sein. Ich sollte wohl lernen, meine Ausdrucksweise zu ändern, wenn ich mit Kindern sprach.
Dann musst du dir die Chance nehmen. Das ganze Gekuschel war für mich ziemlich ungewohnt, doch es machte mir nichts aus. Solange niemand sah, was ich war konnte ich sicher sein. Es freut mich, dich kennenzulernen, Naru. Ich bin Sora. Bei dem Gedanken daran musste ich grinsen. Meine Eltern hatten sich ironischer Weise entschieden, mir die Namensbedeutung "Himmel" anzuhängen. Jedes Mal musste ich daran denken.
Niemand kann sich aussuchen, was er ist. Man kann nur entscheiden, was man aus sich macht., erklärte ich und hoffte, dass er mich verstand. Scheinbar hatte er meine Flügel nicht bemerkt. Glück gehabt. Wie heißt du eigentlich?, fragte ich und warf jedem, der vorbeiging und uns ansah einen Mörderblick zu. Am Liebsten würde ich sie alle fol...auf nicht besonders schnelle Art töten.
Ich zuckte erschrocken zusammen. Ich wurde nicht umarmt! Mir wurde allerhöchstens mal anerkennend zugenickt, aber ich wurde doch nicht umarmt! Etwas in mir zwang mich fast schon dazu, mich nicht zu bewegen. Unsicher strich ich über seinen Kopf. Shsh...ist ja gut. Es ist alles gut. Ich verstehe das. Jeder will leben. Meine Flügel raschelten leicht, als ich meinen Umhang so legte, dass er auch über ihm hing. Es wird wieder gut, versprochen...
Ach so. Ich nickte, als würde ich verstehen, wie man an einem Kuscheltier hängen konnte. Doch als sich seine Augen mit Tränen füllten war ich überrascht. Was ich hörte war noch schlimmer. Ich kannte das mit dem Blut. manchmal hatte ich es auch zum fließen gebracht... Hey, ich... alles wird gut. Etwas unbeholfen strich ich ihm über die Schulter. Ich hatte keine Ahnung, was man bei weinenden Menschenkindern machen sollte.
Mit wem?, fragte ich verwirrt. Spielsachen waren für mich nie wirklich wichtig gewesen. Ich hatte meine Bücher, ein paar Dolche und war damit zufrieden gewesen. Aber das...das stimmte mich ein wenig traurig. Möchtest du sagen, warum das nicht geht?, wollte ich mit ungewohnt sanfter Stimme wissen.
Hm., machte ich nachdenklich und schielte wieder zu ihm. Ich würde ihm ja meinen Mantel geben, aber erstens, würde man dann meine Flügel sehen und zweites...ja. Ich war immerhin kein Weltenretter. Eher das Gegenteil. Trotzdem schaffte ich nicht, das einfach so stehen zu lassen. Und was machst du hier? Sollest du nicht irgendwo im Warmen sitzen?, fragte ich und drehte mich zu dem Jungen. Nicht, ohne darauf zu achten, dass mein Gesicht verdeckt blieb, versteht sich.
Eine Weile herrschte Schweigen. Diese verhassten Blicke gab ich kalt zurück. Die Kälte kroch unter meinem Umhang und ich fröstelte. Ob es hier oben immer so kalt war? Ist es hier immer so?, brummelte ich unter meinem Umhang hervor.
Ich fuhr herum und musterte den kleine Jungen. Meine Hand entfernte sich von meinem Dolch. Himmel, Sora, jetzt erschrickst du schon vor Kindern.Vielen Dank., sagte ich möglichst höflich und ging zu ihm hinüber. Dabei zog ich meine Kapuze noch tiefer. Musste ja nicht sein, dass alle meine Flügel oder mein Kleid sahen. Was machte so ein kleines Kind überhaupt bei so einem Wetter hier draußen. Sollte er nicht drinnen im Warmen sitzen und bei seiner Familie sein? Aus dem Augenwinkel schielte ich zu ihm hinüber, sagte aber nichts.
Mit einem genervten Schnauben sah ich mich um. Dieser Ausflug war eine ganz miese Idee gewesen. Regen! Wie ihn hasste! Ich zog die Kapuze meines schwarzen Umhangs tiefer in mein Gesicht und blickte mich um. Konnte man sich hier irgendwo unterstellen? Und wo war ich überhaupt?
Story/Worum geht es?: Lange Zeit bekämpften sich die drei magischen Arten. Doch nun wurde ein erste Versuch des Friedens geschaffen. Alle drei Arten, Lichtwesen, Dämonen und Schattenlichter, wollten den Krieg beenden. Und so wurde Silverhalls geschaffen. Die Schule, an der alle Arten lernen sollten, sich selbst und ihre Kräfte zu verstehen. Hier soll Akzeptanz, Recht und Frieden entstehen. Doch der Frieden ist jung und die Rivalitäten sind tief verwurzelt. Werden die alten Kämpfe wieder hervorbrechen oder wird es gelingen, den Frieden zu bewahren?
23.07.2018 06:16
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