Ich erstarrte für ein paar Sekunden und begann mich dann zu wehren. Ich mochte es gar nicht gegen meinen Willen angefasst zu werden, noch weniger von einem fremden Dämonen. Lass. Mich. Los! Zum ersten Mal seit Jahren verfluchte ich den Alkohol dafür, dass er meine Bewegungen unkoordiniert machte, so waren meine Befreiungsversuche, leider, nicht wirklich effektiv.

Hab ich nicht vor. Brummte ich trocken, während mein Griff nur fester wurde. Ich war stoisch und deshalb würde ich ihn auch einfach mitnehmen und mich um seine Haare kümmern. Mit gemütlichen Schritten lief ich aus der Bar zu meiner Wohnung.

--> Pyrons Wohnung

Nein, nein, nein! Langsam begann ich Panik zu bekommen. Ich hasste es die Kontrolle zu verlieren. Wenn ich bei Bewusstsein war und wenn nicht.
(Pyrons Wohnung)

Ich steuerte direkt wieder die Bar an, zahlte meine Zeche ab, doch ließ mir gleich wieder ein paar Flaschen geben, mit denen ich mich in eine dunkle Ecke verzog. Alleine meine Augen sah man noch leuchten. Meine Haare dufteten immer noch und ich erschauderte bei dem Gedanken an Pyrons Finger in meinen Haaren und das angenehme Gefühl, das diese ausgelöst hatten. Ich schüttelte heftig den Kopf, auf das mir die schwarzen Strähnen ins Gesicht hingen. Rasch begann ich wieder zu trinken und füllte bei der Gelegenheit auch meinen Flachmann nach.

In der Bar angekommen, steuerte ich die Bartheke an, setzte mich auf einen der dortigen Hocker und ließ mir eine Flasche Sake vor die Nase stellen. Das meine neue Bekanntschaft, ebenfalls in der Bar war, bemerkte ich gar nicht.

Ich hatte mich in den letzten Stunden komplett abgeschossen und hing nun mehr als das ich saß in meiner Ecke. Ich mochte in einem so erbärmlichen Zustand sein, dass ich nicht einmal mehr laufen könnte, doch immerhin war mein Hirn nun so dermaßen im Alkohol ersäuft worden, dass ich mich für den Moment an rein gar nichts mehr erinnern konnte. Nicht an Shion, nicht an mein dämonisches Dasein, nicht an die vielen Toten die auf mein Konto gingen, nicht an Pyron, ja nicht einmal meinen eigenen Namen wusste ich noch.

Erst nachdem ich bereits einige Gläser weg hatte, ließ ich meinen Blick durch die Bar schweifen, bis er an dem Dämon, zu welchem ich wohl eine etwas komplizierte Bekanntschaft hatte, hängen blieb. Er schien halb Tod, zumindest wenn Alkohol uns töten könnte. Ich nahm mein Glas, stand auf und lief zu ihm, um ihn mit kritischem Blick zu betrachten. Du lebst also noch. Stellte ich trocken fest.

Mein Kopf lehnte an der Wand neben mir und ich sah den auf mich zukommenden Schatten nicht mal richtig an, denn mein Blick ließ sich schon seit einiger Zeit nicht mehr fokussieren. Wa willsn du?

Seufzend schüttelte ich den Kopf, als ich den Dämon so sah. Da rühmte sie Herrin sich, welch edle Rasse wir waren und dann sah man so etwas. Stumm setzte ich mich ihm gegenüber und musterte ihn eindringlich, bis ich wieder meine raue Stimme erhob. Das Hirn wegsaufen? Ich frage mich, was du vergessen willst.

's hat klappt. Ich grinste schief und dümmlich, während ich wieder mach der letzten halbvollen Flasche griff. Wenn ich die leerte wäre ich für einige Stunden weg vom Fenster und das war das einzige Ziel das ich noch im Kopf hatte.

Es war...amüsant? Eher traurig, dieses Häufchen Elend zu betrachten. Doch in diesem Zustand, bekam ich wohl kaum etwas aus ihm heraus, jedoch konnte ich nicht anders, als meine Hand auszustrecken und meine Finger durch seine schwarzen Strähnen streichen zu lassen.

Ich griff insgesamt drei Mal daneben, bis ich die Flasche in einem unnötig festem Griff hatte und sie ansetzte. Zumindest versuchte ich es. Die Hälfte des stark nach Alkohol riechendem Zeugs goss ich auf meinen Anzug und eher weniger schaffte es in meinen Mund. Das war mir dann aber weniger wichtig, da mein Griff sich sowieso sofort lockerte, als ich eine Hand in meinen Haaren spürte. Meine trüben Augen glitten langsam zu und ich drückte meinen Kopf der Berührung entgegen. Die Flasche glitt aus meinen Fingern und fiel zu Boden, wo sie zwar mit einem dumpfen Geräusch aufkam, aber nicht zerbrach.

Er war anders als andere Dämonen. Seine ganze Art, sein Verhalten...es passte nicht, aber es störte mich kaum. Seine Haare waren noch immer weich, auch wenn der Rosenduft dem des Alkohol gewichen war.

Ich entspannte mich und dachte nicht einmal mehr über die Folgen meines Handelns nach. Das lag allerdings hauptsächlich daran, dass ich gar nicht mehr nachdenken konnte. So kam es auch, dass ich letztlich doch völlig den Griff um die Realität verlor und in einen ohnmachtsähnlichen Schlaf sank.

Als er einschlief seufzte ich kurz. Ich bezahlte für ihn und lud ihn mir auf den Rücken. So machte ich mich auf den Rückweg zu meiner Wohnung.

--> Pyrons Wohnung